MYTHOS 7.2: »Hunde, die Menschen anspringen sind frech und unerzogen!«

MYTHOS 7.2: »Hunde, die Menschen anspringen sind frech und…

In dieser Situation hat sich bestimmt jeder schon mal erlebt: Man wird von einem Hund angesprungen. Sei es nun der eigene, zB. wenn man nach Hause kommt, oder wenn man bei Bekannten auf den dortigen Hund trifft oder sogar auf dem Spaziergang von einem fremden Hund. Da heißt es dann schnell: der ist aber nicht erzogen und frech! Das ist ja kein Benehmen! Stimmt das?

Um die Motivation hinter dem Verhalten zu verstehen muss man jede Situation für sich betrachten: Fangen wir bei der letzten an. Ein fremder Hund springt mich draußen an. Ist das in Ordnung? Nein. In wessen Verantwortung liegt das? In der des Hundemenschens. Ist der Hund deswegen frech und unerzogen? Nicht zwangsläufig. Natürlich gibt es Hunde, die schlicht keine do’s and don’ts gelernt haben und sich das durch vor die Füße laufen, anrempeln, hochspringen und ähnliches äußert.
Schauen wir uns das Hochspringen aus kommunikativer Sicht an, stellen wir fest, dass viele Hunde bei uns Menschen versuchen an die Hand oder ins Gesicht zu kommen. Wozu das? Es dient einer sozialen Geste (anstubsen) bzw. der sogenannten aktiven Demut (stubsen an Maul/Mund bzw. Hand), einem beschwichtigenden, deeskalierenden Verhalten, dass dem Gegenüber (in dem Fall dem Menschen) zeigen soll, dass man in friedlicher Absicht kommt.

Aber wieso zeigen manche fremde Hunde dieses Verhalten auf dem Spaziergang bei mir/anderen fremden Menschen? Und muss man sich das gefallen lassen?

Nein, das musst man sich natürlich nicht gefallen lassen. Der fremde Hund tut dies, weil er von seinem Menschen keinen ausreichenden Rahmen bekommt und sich in der Not sieht, nach außen hin zu kommunizieren, dass er keinen Stress will. Schön wäre es also, wenn der Hundemensch seinem Hund einen sicheren Rahmen bieten würde in dem dieser sich nicht dafür verantwortlich fühlen muss, nach außen hin „schön Wetter“ zu machen. Das ist für die meisten Hunde, die dieses Verhalten zeigen stressig.

Aber wie schafft man so einen Rahmen? Und was ist mit den Situationen bei Freunden und dem eigenen Hund zuhause?

Als pauschale Antwort: verkleinerter Radius und Leine als sicheren Anker. Individuell muss man sich das natürlich immer anschauen.
Bei ähnlichen Situationen bei Freunden und bekannten Hunden würde ich mir die Intensität der „Begrüßung“ anschauen und die Motivation hinter dem Verhalten. Dass ein Hund einen bekannten Menschen begrüßt ist ja nicht falsch sondern verständlich (aber auch nicht zwingend erforderlich!). Da käme es auf den Einzelfall an. Das gleiche gilt auch für den eigenen Hund zuhause. Die einen brauchen ganz unbedingt ein Begrüßungsritual und ein Annehmen ihrer aktiven Demut, anderen tut es gut sie in Ruhe zu lassen/wegzuschicken/nicht darauf einzugehen… hier kommen wir dann eben auf die Beziehungsebene zwischen Mensch/Hund… und noch viel weiter 😉

Lasst uns also diesen falschen Mythos aus der Welt schaffen und umsichtiger mit uns, unseren Hunden und unserer Umwelt sein!